Ü50? Danke, aber wir haben lieber Fachkräftemangel

Veröffentlicht am 3. Dezember 2025 um 10:00

Wer am vergangenen Sonntag (30.11.2025) den Bericht aus Berlin in der ARD gesehen hat, der konnte einen Beitrag verfolgen, der viele Fragen stellte, der aber auch einige Antworten zum Thema Fachkräftemangel, Beschäftigung von Ü50ern, aber auch der Bewältigung der Rentenproblematik lieferte.

Da gab es eine Frau Silvia Schubert, eine Frau mit besten Referenzen und hervorragender Berufshistorie, die seit 2 Jahren vergeblich auf der Suche nach einer Anstellung als Projektmanagerin ist. Ganz offenbar ist das Geburtsdatum der jugendlich wirkenden Frau Grund genug, sie auf dem Arbeitsmarkt nicht zu berücksichtigen.

Die statistischen Daten, so die Recherche der ARD, sagen uns, dass es für über 55-jährige doppelt so schwierig ist, eine Stelle auf dem Arbeitsmarkt zu finden, als für Berufsanfänger. Heute ist offenbar jeder vierte Arbeitslose über 55 Jahre, während dies vor 20 Jahren nur jeder achte war.

Offenbar mangelt es an der Bereitschaft der Arbeitgeber, berufserfahrene Menschen einzustellen. Erschwert wird dies durch die Tendenz, dass die Auswahlverfahren der Recruiter oftmals schon automatisiert sind, dass also eine KI die Vorentscheidung trifft, wer überhaupt eine Chance auf ein Vorstellungsgespräch mit einer menschlichen Person hat.

Wenn man hier auf LinkedIn zum Thema liest, dann stößt man auf eine Frau Andrea Lehwald, Unternehmerin und Personalberaterin aus Oberhausen, Nordrhein-Westfalen, die jüngst in einer Reihe von Beiträgen auf LinkedIn die Problematik so beschrieb: „Die Generation, die Deutschland jahrzehntelang getragen hat, soll heute beweisen, dass sie noch “mithalten kann“ […] „Sie gelten als “schwer vermittelbar”. Dabei sucht die Wirtschaft genau das, was sie verkörpern: Urteilsvermögen. Durchhaltevermögen. Gelassenheit in Stressmomenten. Qualität statt Chaos. Führung ohne Ego.“ Finanziell haben Hochqualifizierte in diesem Alter meist ihre Schäfchen im Trockenen, der pekuniäre Aspekt sollte also nicht ausschlaggebend sein, eine sinnstiftende Tätigkeit, wo man seine Erfahrung und seine Fähigkeiten einbringen kann, ist wohl das, was die meisten dieser Altersgruppe suchen.

Ich selbst habe auch die oben beschriebene Erfahrung gemacht: nach 24 Jahren Tätigkeit bei einem international tätigen High-Tech Unternehmen war irgendwann Schluss. Da ich kein Freund von Massenbewerbungen bin, habe ich mir potentielle Arbeitsstellen sehr genau ausgesucht, Auswahlkriterien sind Firmenkultur und Attraktivität der Tätigkeit sowie der zu vertretenden Produkte. Ich kann prima Talente erkennen, fördern, beruflich formen und zu Höchstleistungen motivieren. Dies alles parallel zur Verfolgung von Firmenzielen und der Optimierung von Prozessen. Die zurückliegenden beruflichen Erfolge sind klar dokumentiert, ich habe Feedback von ehemaligen Teamkollegen, aber auch von Mitarbeitern benachbarter Abteilungen erhalten wie „I had the pleasure of working with Markus and can confidently say that he’s one of those rare managers who truly combine strategic vision with genuine care for people.“ oder auch „Markus is a valuable leader whose next chapter will undoubtedly bring tremendous benefit to any company fortunate enough to work with him.“ (Empfehlungen auf LinkedIn)

Bei allen Bemühungen, eine adäquate Positon zu finden, wo ich diese Fähigkeiten zum Nutzen einer Firma, die Bedarf an einer Führungspersönlichkeit im Management internationaler Supportteams hat, hätte einbringen können, gab es leider immer wieder – so sagten zumindest die abschließenden Emails - eine Person, die doch noch ein bisschen besser gepasst hat. Ich bin voll der Bewunderung für die Recruiting-Teams dieser Firmen, die es offenbar geschafft haben, solche Personen weit über jeglichem Durchschnitt finden und zum verfügbaren Budget einstellen zu können. Manchmal gelingt das tatsächlich: eine meiner letzten Aktionen bei meinem alten Arbeitgeber war es, eine spanische Kollegin, die während 2 Jahren mehr als 1000 erfolglose Bewerbung geschrieben hat, zu finden, für unsere Firma zu begeistern, und damit eines der größten Talente aufzutun, welches ich im Laufe meiner Karriere finden konnte…ich werde ihren weiteren Werdegang ganz sicher verfolgen und erwarte noch eine grandiose Entwicklung…

Die beschriebene Situation mit dem so oft proklamierten Fachkräftemangel in Verbindung zu bringen, ist extrem schwierig. Mein Wunsch wäre es, dass es für Arbeitgeber attraktiv sein müsste, diese berufserfahrenen, stresserprobten, lösungsorientierten und resilienten Professionals nicht von vorneherein auszuschließen, sondern sie als Schatz zu verstehen, den es zu heben gilt. Wenn es nicht ausreicht, deren überragende Fähigkeiten als erstrebenswert zu erkennen, so sollte es vielleicht finanzielle Anreize geben (könnte ein sinnvolles Projekt für Bärbel Bas sein), um diese Entscheidung positiv zu beeinflussen. Im Interesse einer florierenden Wirtschaft und der Unterstützung eines steigenden Renteneintrittsalters.